Wer Günzburg besucht muss diese Kirche unbedingt gesehen haben
Eine der schönsten Rokokokirchen Süddeutschlands ist die Frauenkirche in Günzburg. Sie ist eine der bedeutendsten Kirchenbauten des Dominikus Zimmermann und die unmittelbare Vorläuferin der Wieskirche.
Beim großen Stadtbrand von 1735 wurde die gotische Kirche bis auf den unteren Teil des Turmes zerstört. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation der Stadt entschloß sich der Magistrat den damals schon sehr angesehenen Baumeister Dominikus Zimmermann mit dem Neubau zu beauftragen. 1741 waren Schiff und Chor fertiggestellt; die Ausgestaltung verzögerte sich wegen fehlender Geldmittel und erst 1780 erfolgte die endgültige Weihe.
Beim Grundriß hat man ein Rechteck mit leicht nach außen gewölbten Längsseiten und nach innen gerundeten Gebäudeecken vor sich. Das bewirkt, daß der Betrachter im Inneren den Eindruck eines Ovals erhält. Die relativ flach gewölbte Decke ist eine Holzschale, die an einer aufwendigen Dachstuhlkonstruktion hängt. Das Hauptbild (Marienkrönung) wurde 1741 von dem aus Söflingen (bei Ulm) stammenden Maler Anton Enderle in Freskotechnik geschaffen. Die Figurengruppen jeweils links und rechts der beiden Brunnenschalen (Gnadenquellen) verkörpern die damals bekannten vier Erdteile
Europa (Frau mit Kaiserkrone, Soldat mit Marienmonogramm auf dem Schild, weißes Pferd),
Asien (weihrauchspendende Frau, Mann in orientalischer Kleidung, Kamel),
Amerika (Frau mit Federkrone, Begleitfigur mit Schirm, Krokodil) und
Afrika (dunkelhäutige Frau mit Turban, Elefant).
Ein historisches Ereignis zeigt ein Bild, das sich am Südende der Querachse an das Hauptbild anschließt: Die Seeschlacht von Lepanto, in der am 7. Oktober 1571 eine venezianisch-spanische Flotte unter Juan d‘ Austria die Türken besiegte. Der Glasschrein am linken Seitenaltar birgt einen Reliquienleib der Märtyrerin Isidora. Die Empore an der Westseite diente den Englischen Fräulein als Hauskapelle. Sie steht durch einen Übergang im 1. Obergeschoß (von außen sichtbar) direkt mit dem benachbarten ehemaligen Klostergebäude in Verbindung.
Die Günzburger Frauenkirche steht im Werk Dominikus Zimmermanns zeitlich zwischen der Wallfahrtskirche Steinhausen (bei Biberach) und der Wieskirche (bei Steingaden). Beim Vergleich architektonischer Lösungen und Ausstattungsdetails stellt man Parallelen, aber auch Weiterentwicklungen fest. So ist z. B. der doppelte Choraltar der Frauenkirche eine Vorstufe für den Altar der Wieskirche.
Die Kirche wurde von 1993 bis 2002 mit einem Kostenaufwand von ca. 5,5 Mio. € saniert und präsentiert sich heute in einem duftig-leichten Eindruck, der seinesgleichen sucht.