Die Tradition als Fastenspeise und als Handelsgut reicht dabei in Neu-Ulm, Dillingen, Günzburg und zum Teil auch im Unterallgäu einige Jahrhunderte zurück.
Zentral dabei: Der Handel über den Wasserweg der Donau Richtung Wien.
Als auf der Donau die Schneckenpost abging
Hauptsächlich waren es Mönche, die große Mengen der Schnecken verbrauchten. Schnecken dienten in den Klöstern als Fleischersatz in der Fastenzeit. Viele Adelige ließen sich die Weinbergschnecken ebenfalls schmecken.
Gleich fassweise transportierten die Holzheimer (heutiger Landkreis Dillingen) im 18. Jahrhundert Weinbergschnecken nach Österreich, heißt es in der Literatur. Gerade in der adventlichen Fastenzeit wurden die Schnecken dort als Gaumenfreude stark nachgefragt. Auch von Ulm aus fuhren die sogenannten „Ulmer Schachteln“, mit der Schneckenladung die Donau entlang bis nach Wien. Nach den Recherchen des Ulmer Gelehrten Haid wurden für ein Fass mit rund 10 000 Schnecken mindestens 25 Gulden, oft 40 Gulden verlangt. "So bringt", schreibt er, "dieses verachtete Insekt immer noch zehn- bis fünfzehntausend Gulden bares Geld ins Land." Der Höhepunkt des Schneckenhandels kam jährlich in den Monaten Oktober und November. Wenn sich die Schnecken, um über den Winter zu kommen, „eingedeckelt“ hatten, wurden sie in Fässer geschlagen und bis zur Abreise auf z.B. Flößen deponiert.
Auch aus Nersingen und seinen Ortsteilen (heutiger Landkreis Neu-Ulm) wurden die Schaltentiere angeliefert. So lässt es sich in den historischen Bestellzetteln des Händlers Lukas Knupfer nachlesen, der alljährlich rund 200.000 Schnecken sammeln ließ. 1883 lieferte er zum Beispiel 116.000 Schnecken aus, davon allein 60.000 in das österreichische Krems, 10.000 nach München und 5.000 nach Regensburg. Fast ein Jahrhundert früher, im Jahr 1762, schickte Georg Mann aus Nersingen am 29. Oktober 1 Floß mit Schnecken donauabwärts, genauso wie Anton Edelhauser aus Günzburg am 5. November 1 Floß nach Wien. Aus dem Unterallgäuer Mindelheim sandte Händler Mathias Kurz am 7. November 1 Floß mit Schnecken ebenfalls in die österreichische Hauptstadt. Dort wurden die Delikatessen dann auf dem Petersplatz feilboten.
Wie wichtig dieser Schneckenhandel, der bis ins 19. Jahrhundert reichte, für die Region war, zeigt sich auch z.B. im Stadtbild von Ulm. Am barocken Haustürrahmen ehemaliger Stadthäuser, die den Schiffsmeistern gehörten, zeigt sich als Schnitzwerk ein Schiff mit gekreuzten Rudern, drei Fischen und zwei großen Weinbergschnecken.