Subprior Pater Ulrich, Kloster Roggenburg - Gesichter Bayerisch-Schwaben
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Biker-Stiefel & Chorgesang

Mit Humor und Gottes Hilfe sorgt sich Subprior Pater Ulrich aus Roggenburg um das Wohl der Menschen

    Es ist wohl einer der außergewöhnlichsten Orte und zugleich eines der beliebtesten Reiseziele in Bayern, an denen man in Bayerisch-Schwaben leben kann: Das Prämonstratenser-Kloster Roggenburg. Mit viel Humor und Gottes Hilfe sorgt sich hier Subprior Pater Ulrich um das Wohl der Menschen.

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    Pater Ulrich - Gesichter Bayerisch-Schwaben
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    Das Kloster befindet sich eingebettet in einer malerischen, sanft hügeligen Landschaft südöstlich von Neu-Ulm. Schon bei der Anfahrt heißen einen die majestätischen Kirchtürme des im Jahre 1126 gegründeten Klosters aus der Ferne willkommen und lassen Großes erahnen. Im wahrsten Sinne des Wortes erwartet sie dort die „Große Roggenburgerin“, die mit 4.000 Orgelpfeifen zu den imposantesten Orgeln im süddeutschen Raum zählt. Doch wer durch Efeulabyrinth, Kräutergarten und die uralten Streuobstwiesen des geschichtsträchtigen Klostergeländes spaziert, erfährt vor allem eines: Entschleunigung. Gleichzeitig liegt auf eine erfrischende Art Leben in der Luft. Eine Schule, ein Museum, ein Hotel, ein Klosterladen und eine Bildungsstätte sorgen für geschäftiges Treiben und lassen Menschen von überall her nach Roggenburg reisen.
     

    Der Pater auf dem Motorrad – unterwegs ins Kloster Roggenburg
    Lebenslust – das ist auch das Stichwort für Pater Ulrich Keller. Immer dann, wenn ein aufheulendes, tiefes Motorbrummen die Kirchglocken übertönt, heizt der Geistliche mit dickem Grinsen im Gesicht, cooler Sonnenbrille und schwarzer Motorradkluft aufs Klostergelände. Pater Ulrich ist Subprior des Konvents und Teil der Ordensgemeinschaft. Dort, wo bereits seit fast 900 Jahren Prämonstratenser leben und wirken, hält der lässige Chorherr mit seiner verrückt liebenswürdigen Art die Klostergemeinschaft und seine Besucher auf Trab. Verträumt steigt er von seiner Maschine und schaut selig gen Himmel: „Das Kloster ist mein Zuhause. Hier zu leben, das ist schon was Besonderes.“

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    Ein Schicksalsschlag verändert alles – Pater Ulrichs Entscheidung fürs Kloster

    Wer den 53-Jährigen im Biker-Outfit an einer Raststätte sieht, würde wohl kaum auf die Idee kommen, dass dieser Mann in seinem Berufsalltag ein Ordensgewand trägt und als einer von zehn Chorherren mit seinen Brüdern dreimal täglich das Gotteslob singt. Dass er einmal als Pater in einem Kloster leben würde, hätte der 17-jährige Christian Keller, wie Pater Ulrich mit weltlichem Namen heißt, allerdings selbst auch nicht gedacht. Aufgewachsen im Augsburger Stadtteil Göggingen spielte er bereits mit fünf Jahren Blockflöte in der Kirche, engagierte sich später in Jugendgruppen und nahm an einer Kloster-Schnupperwoche der benediktinischen Ordensgemeinschaft von St. Stephan teil.

    Der Verlust eines Freundes brachte schließlich die Entscheidung in seinem Leben: „Ich will in einer Glaubensgemeinschaft leben.“ Gesagt, getan − der junge Christian beendete seinen Zivildienst im Krankenhaus, studierte Theologie in Augsburg und Regensburg und trat im September 1993 der Klostergemeinschaft der Abtei Windberg in Niederbayern bei, der Mutterabtei des Klosters Roggenburg.
     

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    „Dann habe ich Roggenburg kennengelernt und es war ‚Liebe auf den ersten Blick‘. Schon beim ersten Betreten der Klosterkirche ging mir das Herz auf.“

    Nach einigen Stationen in verschiedenen Gemeinden rund um Roggenburg, leitete er neun Jahre seine eigene Pfarrei in Elchingen und kam 2019 wieder zurück ans Kloster. Getreu seinem Motto „Live, love and leave a legacy“ (lebe, liebe und hinterlasse ein Vermächtnis) widmet er nach wie vor sein Leben der Gemeinschaft und sorgt sich mit besonderem Feingefühl sowie einer großen Portion Empathie um seine Mitmenschen. „Wenn ich durch meinen Gottesdienst oder die Seelsorge Kraft und Trost spenden kann, ist das das größte Geschenk für mich“, schwärmt er mit glänzenden Augen.

    Humor hat sehr viel Kraft: Höhepunkte im Kirchenjahr sind für ihn neben den Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeierlichkeiten auch die Erstkommunionen mit den vielen aufgeregten Kindern sowie die Faschingsgottesdienste, bei denen der Pater mit „Hütle“ vor dem Alter steht.

    „In unseren Gemeinden in Bayerisch-Schwaben gibt es eine sehr ausgeprägte Faschingskultur. Humor ist einfach wichtig, er hat sehr viel Kraft und hilft uns, auch schwere Zeiten zu überstehen.“

    All diese Traditionen liebt Pater Ulrich. Bayerisch-Schwaben ist der Ort, an dem er sich nicht erklären muss, seinen Dialekt reden kann und die Mentalität kennt. „Selbst wenn die Leute hier manchmal etwas eigenbrötlerisch sind, so sind es doch vor allem liebenswürdige, gemütliche Menschen. Hier ist die Welt noch überschaubar.“

    Roggenburg ist vielfältig: Der Pater liebt und lebt das Leben in Bayerisch-Schwaben in vollen Zügen. So trifft man ihn nicht selten auf einem der zahlreichen Spazier- und Wanderwege rund ums Kloster an, mit Strohhut oder im Feld sitzend und auf einem Gerstenhalm kauend. „Wir sitzen hier auf richtigen Schatzkisten“, schwärmt er. Unterwegs in der Klosterlandschaft und vorbei am Klosterweiher stoppt er dabei immer wieder, grüßt hier, lacht dort und atmet beim Blick auf das Kloster Roggenburg erfüllt und tief ein – ein Ort der Geschichte, der Gemeinschaft, der Auszeit – und sein Zuhause.

    Pater Ulrich, Elchingen - Gesichter Bayerisch-Schwaben
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    Freizeittipps von Pater Ulrich

    Pater Ulrich unternimmt viele Ausflüge in Bayerisch-Schwaben – am liebsten mit seinen Patentöchtern. Oft verschlägt es ihn auch an seine ehemalige Wirkungsstätte ins Kloster Elchingen . Dort lässt er sich eine Portion traditionelle „Naggerte“ in den Klosterbräustuben Elchingen schmecken. „Seele und Leib gehören nun mal zusammen“, witzelt er genussvoll. Im nahegelegenen Neu-Ulm schaltet er an sonnigen Tagen bei einem Spaziergang am Donauufer oder im Glacis-Park ab oder besucht mit den Patentöchtern das Edwin-Scharff Kindermuseum.