Für eine Jahresmiete von weniger als einem Euro wohnen – so etwas gibt es nicht? Gibt es, aber nur in Augsburg. Dort hat Jakob Fugger „der Reiche“, der Päpsten, Kaisern und Königen Kredit gab, 1521 die Fuggerei gestiftet. In den 67 Häuschen um die acht Gassen der idyllischen Reihenhaussiedlung leben 150 bedürftige katholische Augsburger für eine Jahreskaltmiete von 88 Cent. Dafür sprechen sie einmal täglich drei Gebete für den Stifter und seine Familie. „Reich wie ein Fugger“ war ein geflügeltes Wort, doch ausgerechnet die heute älteste Sozialsiedlung der Welt ist das größte Denkmal der Familie -und gehört zu den Highlights der schwäbischen Hauptstadt Augsburg, die mit vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Goldenen Saal glänzt.
Die Stadt ist geprägt von römischen Wurzeln und den Handelsdynastien der Fugger & Welser, deren Geschichte im neuen Erlebnismuseum lebendig wird.
Jakob Fugger „der Reiche“ ist der Stifter der Fuggerei. Mit dem Stiftungsbrief vom 23. August 1521 legte er die Basis dafür, dass die Reihenhaussiedlung für bedürftige Augsburger Mitbürger – die bald so genannte „Fuckerey“– zur heute ältesten dauerhaft bestehenden Sozialsiedlung der Welt werden konnte. Vorbilder für den Bau der Fuggerei und die damit verbundene Stiftung hatte er bei seinem Aufenthalt in Italien kennen gelernt, wo er ab 1473 – als 14-Jähriger – in Venedig in das Geschäft mit Metallen und Krediten eingeführt wurde.
Fugger erleben
In der Fuggerstadt stößt man auf Schritt und Tritt auf Spuren der Familie. In den Fuggerhäusern an der prächtigen Maximilianstraße erleben Sie mit dem Damenhof ein Stück Italien in Bayern. Um die Ecke stellt die Staatsgalerie Alte Meister das Porträt aus, das Albrecht Dürer von Jakob Fugger malte. Eine Fuggerorgel sieht man in der Fuggerkapelle in St. Anna, wo der reiche Kaufmann begraben liegt. Dort ließ er sich auf einem der Orgelfügel abbilden. Gleich fünf Fuggerkapellen finden Sie in der Basilika St. Ulrich und Afra. Auch dort gibt es eine Fuggerorgel: Auf ihren Flügeln wurden Jakob Fugger und spätere Fugger abgebildet. Auch das Rathaus und die drei Augsburger Prachtbrunnen erinnern an die Familie. Von ihr und ihren größten Konkurrenten erzählt das „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ im Domviertel.
Fugger erleben II
Schlösser und Kirchen der Fugger entdeckt man an mehr als 50 Orten um Augsburg. Die Theklakirche in Welden, ein Rokokojuwel, solltest Du auf jeden Fall gesehen haben. Sehenswert sind auch die Fuggerkirchen in Oberndorf, Biberbach, Ehingen, Schmiechen, Mickhausen und Witzighausen. Fuggerhäuser findet man in Donauwörth und Dillingen.
Neben Augsburg gibt es in Bayerisch-Schwaben eine zweite Fuggerstadt: Weißenhorn. Man erkennt das Fuggerwappen am Doppelschloss, am Oberen Tor und in den Kirchen.